Priscilla Haller erinnert sich: "Man schluckt den eigenen Schmerz herunter"
Am 17. Juli 2022 erhalten Sebastien Haller und seine Frau Priscilla eine schockierende Nachricht. Der gerade erst zu Borussia Dortmund gewechselte Mittelstürmer ist an fortgeschrittenem Hodenkrebs erkrankt. Plötzlich verändert sich das ganze Leben der Familie und der erst 28-Jährige Profisportler muss Operationen und Chemos durchmachen. Heute hat der Ivorer die Krankheit überstanden und setzt sich gemeinsam mit seiner Partnerin für Betroffene ein. In einem Gespräch mit dem gemeinnützigen französischen Verein für Krebshilfe La Ligue contre le cancer spricht das Ehepaar noch einmal über die schwierige Zeit.
Sebastien Haller erinnert sich noch genau an den Moment, in dem er die Schockiagnose seiner Frau beibringen musste: "Ich habe ihr gesagt: 'Setz dich hin, nimm dir Zeit. Das ist eine ernste Sache. Ich bin krank und unsere Routine wird sich ändern müssen. Wir werden uns anpassen müssen." Die Familie befand sich gerade im Urlaub und die Influencerin verstand die Welt nicht mehr.
"In Wirklichkeit ging es mir so schlecht"
"Als er es mir sagte, habe ich es nicht verstanden", erinnerte sich die dreifache Mutter zurück. "Ich fühlte mich wirklich wie in einem dieser Filme, wenn eine Person mitten im Nachtclub steht, etwas erfährt und alles, was um sie herum passiert, geht wie in Zeitlupe. Ich musste das erstmal verarbeiten." Es folgten harte Monate für den Nationalspieler der Elfenbeinküste. Zwei Operationen und vier Chemotherapien musste Haller über sich ergehen lassen. "Ich musste zu 100 Prozent für ihn da sein. Man will helfen, also schluckt man den eigenen Schmerz herunter. In Wirklichkeit ging es mir so schlecht. Aber man weigert sich, das dem anderen zu zeigen, weil man sich sagt: 'Ich habe nicht das Recht zu sagen, dass es mir nicht gut geht. Er hat Krebs und nicht ich", so die 29-Jährige.
"Angehörige sind entscheidend für die Genesung"
Die Kinder des Paares wussten nichts von der Diagnose und es fiel schwer, so zu tun, als wäre alles wie immer. "Es war auch eine große Herausforderung für mich, nicht zu weinen", erzählte Priscilla Haller. Für den ehemaligen Eintracht Frankfurt-Profi war die Unterstützung seiner Ehefrau das allerwichtigste: "Wenn Priscilla nicht dagewesen wäre, wäre es doppelt so schwer gewesen, dreimal so schwer. Sie hat mir die ganze Zeit geholfen. Wenn sie im Krankenhaus war und ich nicht essen wollte und sie mir kleine Stücke von einem Apfel abeschnitten hat, war das wichtig. Wenn sie ab und zu einen Witz gemacht hat, war das wichtig", ließ er die Zeit Revue passieren und sendete dann eine wichtige Botschaft: "Die Angehörigen werden unterschätzt, weil sie auch leiden. Sie lieben die erkrankte Person, aber es gibt keine Hilfe dür sie, sie geben nur. Und man sieht, denke ich auch, dass sie entscheidend für die Genesung sein können."
Nach seiner überstandenen Erkrankung entschied der 29-Jährige, sich für La Ligue contre le cancer zu engagieren und damit anderen Betroffenen und deren Familien zu unterstützen.